Alle Energie gegen die Corona-Pandemie

Es ist zweifellos eine außergewöhnliche Situation, die die Welt, Europa, ja sogar Deutschland ergriffen hat, vielleicht einer der ersten Krisen unserer Zeit, der sich auf allen Gesellschaftsebenen niemand entziehen kann. Selbst wer sich nicht für Politik und Zeitgeschehen interessiert, kann den dramatischen Entwicklungen nicht entgehen, da diese schon heute massive Auswirkungen auf das tägliche Leben haben. Hinzukommt, dass bisher die offiziellen Maßnahmen sich fast täglich weiter verschärften und es bis auf Weiteres keinerlei Anhaltspunkte gibt, bis wann die Beeinträchtigungen des öffentlichen und privaten Lebens anhalten werden.

Für die verschiedenen Branchen sind die Auswirkungen unterschiedlich durchschlagend. Mag der Lebenseinzelhandel vielleicht noch leichte Zuwächse verzeichnen, sind die Auswirkungen auf das Hotel- und Gaststättengewerbe, den Aktienmarkt, viele Industriebereiche dramatisch. Auch die Energiewirtschaft kann nicht „wie sonst“ weitermachen.

Zuerst ist dazu zu bemerken, dass der Energiewirtschaft als Strom, Gas-, Wasser- und Wärmelieferant der Menschen natürlich eine systemwichtige Aufgabe zukommt, die in jedem Falle wahrgenommen werden wird. Vielleicht mag ein Rechnungsklärfall mal zurückgestellt werden – dass die Bürger weder im Dunkeln, noch im Kalten oder auf dem Trockenen sitzen, dafür wird stets gesorgt werden, es ist ureigenste Aufgabe und Anspruch aller EVUs. Die Deutsche Infrastruktur ist gut in Schuss und verfügt über zahlreiche Sicherungsinstrumente, die in Ausfallszenarien greifen, betonen Verbände wie BDEW und VKU oder die Übertragungsnetzbetreiber einstimmig. Dies ist in der Corona-Krise nicht anders als bei terroristischen Bedrohungen oder Naturkatastrophen. Die Leitwarten und Entstörteams bleiben weiter besetzt.

Alle weiteren Aktivitäten der EVUs, seien es Zusatzdienstleistungen, Beratungsstellen, Öffentlichkeitsarbeit, Aus- und Weiterbildung, das Projektgeschäft, Innovation, der Ausbau des intelligenten Messwesens können zeitweise ausgesetzt werden oder übersiedeln ins Home Office. Letzterem kommt in vielen Bereichen der Wirtschaft nun eine besondere Rolle zu. Auch wir bei der konsekwent und der HORIZONTE-Group können unsere Aktivitäten größtenteils problemlos vom Telebüro aus durchführen. Dabei hilft, dass für die Unternehmensberatung Kollaborationswerkzeuge wie Video- und Telefonkonferenzen, VPN-Anbindung und flexibles Arbeiten schon lange Berufsalltag sind. Dateien und Dokumente stehen cloudbasiert überall zur Verfügung, wo eine Internetverbindung besteht, so eben auch zuhause. Darüber hinaus ließe sich die Situation vielleicht mit den Weihnachtstagen vergleichen, wo auch viele Bereiche der Wirtschaft auf ein Basisniveau heruntergefahren werden.

Doch welche Auswirkungen hat die Krise darüber hinaus auf die Energiewirtschaft? Sowohl in China als auch in Europa lässt sich mittlerweile ein deutlicher Rückgang der Stromnachfrage mit der sinkenden Industrieproduktion feststellen. Die Beratungsgesellschaft Enervis rechnet hier im Energate Messenger+ mit einem Rückgang von 10-20 Prozent auf das Jahr gesehen. Die zurückgehende Industriestromnachfrage führt auch zu niedrigeren Großhandelspreisen für Strom – mit unterschiedlichen Auswirkungen. Durch die sogenannte Merit-Order steigen Kraftwerke mit hohen Grenzkosten aus dem Energiemix zuerst aus, also Braun- und Steinkohlekraftwerke, im Gegensatz zu Wind- und Sonnenergie. Gas- und Dampfkraftwerke hingegen profitieren derzeit von den niedrigen Einkaufskosten für Gas. Und viele Versorger nutzten die gesunkenen Großhandelspreise für Strom, um sich günstig mit Energie einzudecken, berichtet Energate.

So führt die unerfreuliche Gesamtsituation zu einem höchst erfreulichen Nebeneffekt: Der Kohlendioxidausstoß sinkt. In außergewöhnlichen Zeiten ist das doch mal eine gute Nachricht.