Was Haushalte über Smart Meter und Smart Grid denken

Der Rollout-Start intelligenter Messsysteme (iMSys) ist noch immer nicht terminiert. Erst ein zertifiziertes Smart-Meter-Gateway ist am Markt verfügbar, sodass noch auf 2 weitere Hersteller zu warten ist, bis die Markterklärung stattfinden kann. iMSys könnten jedoch die Digitalisierung des Energiesystems auf ein neues Niveau heben. Aber was denken die baldigen Nutzerinnen und Nutzer über die „smarten“ Stromzähler und das intelligente Stromnetz? Wir fassen Umfragen und Studien für Sie zusammen.

Verbraucherinnen ziehen noch nicht mit beim Smart Grid

Eine repräsentative Umfrage von bitkom research1 unter 1.003 Bundesbürgern kommt zum Schluss, dass viele Deutsche noch nicht bereit sind für die smarte Energiewelt. So scheint sich gerade einmal etwas mehr als jede Dritte (37 Prozent) vorstellen zu können, ein Elektroauto so in das System einzubinden, dass eine Stabilisierung des Stromnetzes durch intelligentes, bzw. gesteuertes Laden der Batterie erfolgen kann. Besser sieht es aus, wenn es um elektrische Heizungen oder smarte Kühlgeräte geht – hier können sich zumindest zwei Drittel (66 Prozent) der Befragten vorstellen diese und ähnliche Geräte automatisch steuern zu lassen, um das Stromnetz zu stabilisieren und Ressourcen zu schonen.

Akzeptanz intelligenter Messsysteme bei Haushalten gering

Wie oben beschrieben, wartet der Markt noch auf die iMSys. Die meisten Haushaltskunden fallen vorerst nicht unter die Pflichteinbaufälle, sodass sie auch nach der Markterklärung nicht umgehend auf die Vorteile der neuen Geräte zurückgreifen können. Eine Studie der betriebswirtschaftlichen Fakultät der Universität Augsburg hat nun erforscht, was die Haushalte zur freiwilligen Nutzung der neuen Geräte überzeugt.² Die Augsburger Wirtschaftsforscher befragten zunächst Experten, u.a. Beschäftigte von Energieversorgern, um mit Hilfe dieser Ergebnisse ein Kausalmodell zu konzipieren. Dieses wurde mit repräsentativen (online gegebenen) Antworten von 930 Verbraucherinneren validiert. Überraschend waren die Ergebnisse in der Hinsicht, dass finanzielle Motive scheinbar keine große Rolle bei der Anschaffung eines iMSys spielen. Einen großen Vorteil durch die erhöhte Transparenz des Stromverbrauchs empfanden die Befragten nicht als hinreichende Eigenschaft ein iMSys anzuschaffen, obwohl dadurch möglicherweise Stromkosten reduziert werden könnten. Eine größere Motivation zum Wechsel auf ein iMSys stellen laut den Studienergebnissen die potentiellen nachhaltigen Effekte zum Umweltschutz dar, die durch die weitere Integration Erneuerbare Energien durch eine intelligente Netz-Stabilisierung möglich gemacht werden. So seien im Besonderen die Haushalte mit intrinsischer Motivation (bspw. Technik-Affine) und erhöhtem Bewusstsein für Umwelt eine Zielgruppe für iMSys. Vor allem Haushalte die bereits einen Öko-Strom-Tarif nutzen, werden durch die Forscher dann auch als Anlaufpunkt identifiziert, um die neue Smart-Meter-Technologie in Deutschland zu verbreiten.

Senken Smart-Meter-Daten den Stromverbrauch kanadischer Hausbesitzer?

Weiter als in Deutschland ist man in Kanada. Dort wurde in einem 3-jährigen Smart-Grid-Projekt untersucht, ob Smart Meter und die Aufbereitung der Verbrauchsdaten (z. B. individualisierte disaggregierte Daten, Zielvorgaben und Verhaltensvorschläge / Feedback) die Möglichkeiten erhöhen, den Stromverbrauch von Wohngebäuden zu senken oder den Umgang mit Energie zu beeinflussen.³ Hierzu wurden Hausbesitzer befragt, die mit Smart Metern samt Webportal-Lösungen ausgestattet wurden. Ergebnis der Studie war, dass ein Webportal mit individuellem wöchentlichem Feedback die Selbstwahrnehmung des Stromverbrauchs deutlich erhöht. Allerdings benötigten einige Teilnehmerinnen zusätzliche Anleitungen, um wesentliche Änderungen in ihrem Handeln vorzunehmen. Obwohl die Teilnehmerinnen finanziell motiviert waren, bildeten ihre Lebensstile und auch Bequemlichkeit die größten Hürden für ein nachhaltigeres Haushalts-Energiemanagement. Als weitere Hürden wurden Mangel an Wissen und Fähigkeiten, um zusätzliche Änderungen vorzunehmen, Zeit, (nicht motivierte) Familienmitglieder, technische Probleme und Vorlieben (für bestimmte Elektrotechnik) sowie mangelnde Flexibilität identifiziert. Die Ergebnisse lassen also vorerst schlussfolgern, dass allein die Verbreitung von Smart Metern noch nicht zu einem nachhaltigeren Umgang mit Energie führen wird.

Quellen:

1: bitkom.org/Presse/Presseinformation/Intelligentes-Stromnetz-Verbraucher-sind-noch-zurueckhaltend

2: misq.org/adoption-of-sustainable-technologies-a-mixed-methods-study-of-german-households.html

3: link.springer.com/article/10.1186/s13705-018-0169-9

Veröffentlicht am 23. April 2019 (Frank Hirschi)